Gedanken zum Monat
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gäste,
eine Frau, die lange in unserer Gemeinde lebte und kürzlich gestorben ist, sagte bei vielen Gelegenheiten: „Wer kann so feiern wie wir!“ Das ist ein schönes Kompliment. Für sich selbst lebte sie sehr spartanisch in einer Ein-Raum-Wohnung, aber wenn gesungen und gefeiert wurde, war sie dabei und freute sich daran. Unser deutsches Wort „feiern“ kommt vom lateinischen „feriae“. Das Wort stammt aus der Sakralsprache und macht deutlich, dass unsere Feste ursprünglich immer eine religiöse Bedeutung hatten. Ein Fest bedeutet „Zustimmung zur Welt“ (Josef Pieper), dankendes Erinnern an die Wurzeln unseres Lebens. „Wo Liebe sich freut, da ist ein Fest“, heißt es beim hl. Johannes Chrysostomus. Mit jemand Geburtstag feiern, kann ich nur, wenn ich mich freue, dass dieser Mensch da ist, und wenn die Liebe mir die Augen öffnet, was alles an Wunderbarem in ihm steckt.
In diesem Monat feiern wir die „Geburtstage“ unserer beiden Kirchen, ihre Weihefeste – in St. Augustinus am 15. September und in Hl. Familie am 29. September. „Wer kann so feiern wie wir!“ Was feiern wir? Die Liebe soll uns die Augen öffnen für all das, was in unseren beiden Gotteshäusern steckt: ihre Geschichte – und das sind die Menschen vor uns –, alles, was wir mit den Augen sehen und entdecken können, und – am wichtigsten: die Menschen, jung und alt, in Berlin oder an einem anderen Ort, in einem anderen Land geboren. Und überall verborgen und doch anwesend: Gott, der die Menschen sucht und liebt und der uns geschaffen hat, miteinander zu leben, sich aneinander zu freuen, miteinander zu lachen und zu weinen und einander auf dem Weg zu helfen. Das ist immer auch eine Herausforderung. Schwester Emmanuelle, die „Mutter der Müllmenschen in Kairo“ hat einmal geschrieben, was „lieben“ für sie bedeutet: lernen, dem Anderssein des anderen Raum zu geben. Das ist etwas Schweres, aber etwas, was das Leben weitet und reich macht.
So darf ich Sie herzlich einladen: Kommen Sie zu den beiden Festen! Spüren Sie nach, dass Sie ein kleiner Teil unserer Gemeinde sind, und damit nicht allein! Gehen Sie auf Menschen zu, die Sie noch nicht kennen – ohne falsche Berührungsängste! Weiten Sie Ihren Blick für die Gruppen und Angebote, die es in unserer Gemeinde gibt! Packen Sie mit an, wo es etwas zu tun gibt – Sie kennen sicherlich die alte Erfahrung: am schnellsten kommt man sich in der Küche näher. Und vor allem: Feiern Sie! „Wo Liebe sich freut, da ist ein Fest.“
Die beiden Feste sind ein guter Beginn nach den Sommerferien!
Gemeinsam mit den Mitarbeitern grüßt Sie,
Ihr Pfarrer Dr. Michael Höhle